Musenküsse

Heute habe ich eine kleine Buchvorstellung für euch. Ich lese für mein Leben gerne, aber nicht gerade die typischen Bestseller. Da ich im Urlaub meist endlich die Zeit dafür finde, ist der Gang zur Buchhandlung vor dem Reiseantritt so selbstverständlich wie Kofferpacken für mich. Dieses Mal hat mich unter anderem ein kleines feines Büchlein angesprochen mit dem Titel “Musenküsse”. Obwohl das nicht ganz richtig ist, das Buch heißt zwar “Musenküsse”, auf dem Umschlag steht jedoch schon das erste Alltagsritual von Woody Allen:  “Für mein kreatives Pensum gehe ich unter die Dusche.”

Als Kreative hat es mich stets beschäftigt, wie die Großen der Branche immer wieder zu ihren Ideen kamen und ihren Alltag geregelt haben. Was, wenn einem irgendwann keine Ideen kommen? Kann man durch Rituale seine Kreativität ankurbeln? Durch gewisse Routine? Oder muss eben diese durchbrochen werden?

Dieses Buch liefert Antworten auf unterhaltsame Weise. So hat der Autor Mason Currey 88 Alltagsrituale und Abläufe großer Künstler der vergangenen Jahrhunderte zusammengefasst. Autorengrößen wie Thomas Mann, Agatha Christie und Jane Austen sind ebenso vertreten wie die Maler Vincent van Gogh und Picasso. Vom Filmemacher und Autor Woody Allen bis hin zu Künstler ihrer Branche wie Andy Warhol, Albert Einstein, Louis Armstrong, Goethe und Schiller.

Nachts durcharbeiten, da man da absolute Ruhe findet und nicht gestört wird wie Schiller?
(Die nötigen verfaulenden Äpfel in seiner Schreibtischschublade lassen wir mal außen vor, den Geruch des Verfalls brauchte er angeblich auch zum Schreiben.)

Tagsüber raus aufs Land fahren und sich eine Kuh ins Blickfeld treiben lassen wie Gertrude Stein?

Jeden Morgen mit seiner Assistentin Tagebuch-Telefonieren bevor man startet wie Andy Warhol?

Oder doch wie Woody Allen einen neuen kreativen Impuls herbeiführen, indem man die Situation ändert, zum Beispiel den Raum verlassen oder zwischendurch Duschen gehen?

Die kleinen Kapitel waren nicht nur unterhaltsam zu lesen und haben teils leicht verschrobene Marotten großer Künstler offenbart, sie haben mir persönlich auch den einen oder andere Denkanstoß gegeben. Bin ich doch selber jemand, der oft bis zum letzten Drücker wartet und sich bis dahin nur zu gerne von Kleinigkeiten ablenken lässt und mich anscheinend damit in guter Gesellschaft befinde.

Das Buch ist bestimmt nicht jedermanns Thema und Geschmack, aber genau aus diesem Grund und weil ich es wirklich schön und interessant zu lesen fand, heute dieser kleine feine Buchtipp.

“Musenküsse”
Autor: Mason Currey
Verlag: Kein&Aber