Brighton Flair

Vor mir ein dampfender Becher Cappuccino, daneben ein süßes Blätterteig Teilchen, das Buch liegt aufgeschlagen auf dem Tischchen vor mir. Doch ich verliere mich im Takt der ratternden Räder und in der vorbeiziehenden britischen Landschaft, die im morgendlichen Nebel versinkt – die ersten Sonnenstrahlen brechen hindurch. Es wird ein schöner Tag werden.

Ganz ungewohnt waren diese Tage ganz für mich allein in London. Ich erinnere mich nicht daran, wann ich zuletzt komplett für mich alleine entscheiden konnte, wonach mir gerade ist. Ganz gleich ob der Alltag, der Job, der Partner, Freunde, Familie. In irgendeiner Form richten wir uns bewusst und unbewusst immer nach jemanden oder etwas und bauen unsere eigenen Vorstellungen drumherum. Das ist nichts Schlimmes, das gehört dazu und ich liebe all das. Diese Tage in London aber, die gehörten ganz mir. Während ich morgens also mit Sonnenschein in meiner Lieblingsstadt aufwachte, konnte ich ganz ohne Einfluss von außen überlegen, wonach mir der Sinn steht. Heute war es, sich einfach in den Zug zusetzen und nach Brighton zu fahren. Mir war nach einem Tag am Meer, durch das coole Küstenstädtchen schlendern, an Second Hand-, Schallplatten und Comicbuchläden vorbei meinen Weg Richtung Brighton Pier zu finden, um dann irgendwo zwischen rauschenden Wellen, schreienden Möwen, coolen Straßenmusikern am Pier und den bunten Beachäusern in Hove meinen Platz zufinden. Gedanken fliegen zu lassen und einfach den Tag genießen, in meinem eigenen Tempo.

Kurzzeitig zieht Nebel vom Meer auf und verschluckt erst das Meer mit seinen tanzenden Schaumkronen auf den Wellen, dann den Strand, das bunte Treiben am Pier, bis der Pavillon komplett vom Nebel umhüllt ist. Beinahe mystisch ist die Atmosphäre. Ebenso plötzlich reißt der Sonnenschein wieder Löcher in diese Schutzschicht, die mich kurz vor allen verborgen hat. Ich atme tief ein und wieder aus. Selten war ich so bei mir und glücklich und entspannt sitze ich abends wieder im ratternden Zug zurück ins Herzen von London.

Solche Tage, merke ich, sollte ich mir viel häufiger gönnen – Danke Brighton.